„Jedes Jahr führt das YLAB-Geisteswissenschaftliches Schülerlabor einen Tag der Erinnerung mit Göttinger Schulen durch, an dem Orte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erkundet, in Projektarbeit erarbeitet und dem städtischen Publikum vermittelt werden.“
Ziel
Ziel dieses Tages ist es, der eigenen Vergangenheit nachzuspüren und aufzudecken, an welchen Orten in Göttingen sich nationalsozialistisches Unrecht zugetragen hat. Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind keine abstrakten Themen für Geschichtsbücher, sondern sie haben sich auch in den Häusern, auf den Straßen und Plätzen unserer Stadt zugetragen. Diese „Orte der Diktatur“ werden wir aufsuchen und uns über die jeweiligen Ereignisse informieren, um fortan mit einem anderen, aufmerksameren Blick durch Göttingen zu gehen.
Verfolgung nachzuvollziehen
Das Projekt bietet die Möglichkeit zentrale Ereignisse der Verfolgung und Repression innerhalb der nationalsozialistischen Diktatur im lokalen Rahmen nachzuvollziehen. Die Schülerinnen und Schüler können auf diese Weise einen Bezug zu ihrem aktuellen Lebensumfeld herstellen und erhalten ein erweitertes Bewusstsein für das vom Nationalsozialismus verursachte menschliche Leid innerhalb der eigenen Stadt. Im Rahmen des Projekts erfahren sie beispielsweise, wie die Pogromnacht des 9. November 1938 in Göttingen ablief oder unter welchen Bedingungen polnische und sowjetische Zwangsarbeiter*innen seit Beginn des Zweiten Weltkrieges in der Stadt lebten und arbeiteten. Darüber hinaus kann mit dem verfolgten Universitätspsychologen Heinrich Düker eine bedeutende Persönlichkeit des lokalen Widerstands gegen den Nationalsozialismus entdeckt werden.
Von Seiten des YLAB wird zu unterschiedlichen Erinnerungsorten in der Göttinger Innenstadt Material in Form von optisch ansprechend gestalteter Mappen bereitgestellt, die nach dem Prinzip eines lebendigen Archivs aufgebaut sind. Zur Erarbeitung der unterschiedlichen Themenbereiche können auf diese Weise didaktisch aufbereitete Quellentexte verwendet werden, die einen vertiefenden Einblick in den nationalen als auch in den lokalen Kontext geben.
Von den Schülerinnen und Schülern werden in Kursangeboten des YLAB Präsentationen zu den ausgewählten Erinnerungsorten vorbereitet, die dazu dienen, am Tag der Erinnerung einen inhaltlichen Austausch mit anderen Schulgruppen und interessiertem städtischen Publikum zu eröffnen.
Präsentation
Die Form der Präsentation ist in diesem Zusammenhang frei wählbar. So könnte etwa ein Informationsstand aufgebaut oder eine kleine, öffentlich begehbare Ausstellung konzipiert werden. Im Vorfeld der Präsentationen findet ein zweitätiger Workshop statt, in dem die Jugendlichen sich ihre Erinnerungsorte gegenseitig vorstellen und ein Präsentationskonzept für den öffentlichen Raum erarbeiteten.
Auswertung
Nach dem Abschluss des Tags der Erinnerung findet eine Auswertung statt, bei der die Beteiligten reflektieren, wie das Projekt ihre Wahrnehmung der Stadtgeschichte Göttingens beeinflusst hat.
Das vom YLAB zusammengestellte Quellenmaterial lässt sich unabhängig davon auch hervorragend als Basis einer Facharbeit verwenden, insbesondere in den Fächern Geschichte oder Politik und Wirtschaft.