Märchen werden häufig als Kindergeschichten abgetan, in denen die Welt (in kindlicher Weise) einseitig betrachtet und auf Gegensätze wie Gut und Böse reduziert wird. Doch neben der kindgerechten einfachen Handlungsstruktur basieren Märchen auf einer reichen Symbolik, dank derer sie zu einem psychologisch komplexen Gebilde werden. Häufig sind Märchen Initiationsgeschichten, die Pubertierenden helfen können, sich und Andere zu verstehen.
Inhalt
Im Rahmen des Workshops sollen die SchülerInnen lernen, die Symbolik des Märchens zu erkennen, zu hinterfragen und zu erschließen. (Warum muss Goldmarie spinnen, Brote aus dem Ofen holen, Äpfel ernten und Betten schütteln? Könnte man sie nicht auch weben, schlachten, Rüben ziehen und Staub wischen lassen?) Zudem sollen die Schüler in Märchenszenen aktuelle Alltagsszenen wiederfinden. (Was heißt es heute, wenn Kinder wie Hänsel und Gretel in den Wald geschickt werden und dort der Hexe begegnen?) Zudem sollen typische Figurenkonstellationen in „Männer-“ und „Frauenmärchen“ erarbeitet werden, so dass die Jugendlichen soziale Grundmuster erkennen können. Ziel ist es dabei, vom Verurteilen von Figuren bzw. Urteilen über Menschen zum Verstehen von Beziehungen zu kommen. In diesem Zusammenhang soll auch geklärt werden, was es bedeutet, dass nicht selten das Böse im Märchen auf grausame Weise sterben muss. Dabei geht es vor allem darum, auf die gegensätzlichen Impulse im Menschen aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass menschliche Reife (die Belohnung des Helden am Schluss des Märchens) erst durch die Auseinandersetzung mit den negativen Kräften in uns selbst erlangt werden kann.
Organisatorisches
Der Workshop
- findet statt im YLAB der Universität Göttingen, Friedländer Weg 2, Göttingen
- richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 im Kurs- bzw. Klassenverband
- dauert von 9 bis 16 Uhr (inkl. Mittagspause)
- setzt keine Grundkenntnisse voraus
- kostet nur 2 €/TeilnehmerIn